Mit Meinungsverschiedenheiten positiv umgehen: Timmermans spricht mit Religionsvertretern

Der erste Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans hat hochrangige Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften nach Brüssel eingeladen.

„Dieser Dialog war noch nie so wichtig wie heute", sagte Timmermans. "Unsere Gesellschaften stehen vor grundlegenden Herausforderungen und Kirchen und Religionsgemeinschaften zählen zu jenen Akteuren, die bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Überbrückung von Unterschieden eine wichtige Rolle spielen können." Das Treffen stand unter dem Motto „Zusammenleben und mit Meinungsverschiedenheiten positiv umgehen“. Timmermans begrüßte den Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Antonio Tajani sowie fünfzehn Vertreterinnen und Vertretern christlicher, jüdischer, muslimischer, hinduistischer, buddistischer und mormonischer Glaubensgemeinschaften. Aus Deutschland waren Kardinal Reinhard Marx und Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der Evangelischen Kirche, dabei. Die Religionsvertreter sprachen unter anderem über Antisemitismus und Muslimenhass, die Flüchtlingskrise und die Rolle von sozialen Medien bei der Anwerbung von Dschihadisten.

Timmermans sagte weiter: "Die heute hier anwesenden Personen sind Partner der Europäischen Kommission, die ihre Erfahrungen im Kampf gegen Fundamentalismus und Diskriminierung und im Aufbau gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses teilen können.“

Antonio Tajani, für den interreligiösen Dialog verantwortlicher Vizepräsident des Europäischen Parlaments, fügte hinzu: „Wir können Radikalismus und Fundamentalismus nur mit vereinten Kräften besiegen. Der Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften ist für die Wahrung der Werte unserer Gesellschaften von zentraler Bedeutung. Die Europäischen Institutionen sollten diesen Dialog nicht nur auf der Ebene der religiösen Oberhäupter und Theologen fördern. Auch junge Menschen sollten eingebunden werden. Wir müssen mehr investieren – nicht nur in unsere Wirtschaft, sondern auch in die Zukunft unserer Jugend. Wir brauchen eine Politik, die zentrale Werte wie Frieden, Solidarität und Achtung der Menschenwürde bei zukünftigen Generationen und Gesellschaften fördert.“

Die Ergebnisse des hochrangigen Treffens werden in das erste Jährliche Kolloquium über Grundrechte in der EU einfließen, das am 1. und 2. Oktober 2015 stattfindet. Es wird dem zentralen Thema „Toleranz und Respekt: Antisemitismus und Muslimenhass in Europa verhindern“ gewidmet sein.

Die Kommission lädt seit 2005 regelmäßig Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und religiösen Vereinigungen sowie weltanschaulichen Gemeinschaften zu hochrangigen Treffen und Arbeitssitzungen ein. Das heutige Treffen ist das elfte dieser Art. Seit 2009 ist der Dialog mit Kirchen, religiösen Vereinigungen und weltanschaulichen Gemeinschaften im Vertrag von Lissabon verankert.

Die Kommission fördert den Dialog im Rahmen solcher Treffen sowie durch finanzielle Unterstützung für Projekte, die der Förderung des Verständnisses zwischen Kulturen, Religionen und Konfessionen dienen. Im Rahmen des Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ 2014-2020, dessen Mittelausstattung sich auf insgesamt 185,5 Mio. Euro beläuft, kofinanziert die Kommission Projekte, mit denen eine Sensibilisierung für Europas gemeinsame Werte wie Toleranz und gegenseitigen Respekt sowie die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements angestrebt wird.

Im Rahmen des Programms „Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“ 2014-2020 werden im Jahr 2015 Projekte unterstützt, die auf die Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus sowie von Hass und Intoleranz gegenüber Muslimen abzielen. Ebenso werden Projekte gefördert, die auf die Entwicklung von Instrumenten und Praktiken zur Prävention, Beobachtung und Bekämpfung von Hassparolen im Internet (unter anderem durch die Verbreitung von Gegenbotschaften) ausgerichtet sind.