Teilnehmerrekord: Knapp 680.000 Europäer nutzten 2015 Erasmus-Programm

erasmus2678 000 Europäerinnen und Europäer konnten 2015 dank Erasmus+ im Ausland studieren, sich fortbilden, arbeiten oder Freiwilligendienst leisten. 83 100 Teilnehmer kamen aus Deutschland. Damit verzeichnete das Programm einen neuen Teilnehmerrekord. Um dies zu ermöglichen, investierte die EU  2015 über 2 Mrd. Euro in fast 20.000 Projekte. Die meisten Erasmus-Teilnehmer stammen aus Frankreich, Deutschland und Spanien. Spanien, Deutschland und Großbritannien waren 2015 die beliebtesten Zielländer. Der am Donnerstag vorgelegte Jahresbericht 2015 zeigt, dass das Programm weiterhin auf gutem Weg ist, sein Ziel einzuhalten, zwischen 2014 und 2020 vier Millionen Menschen zu unterstützen. Die EU-Kommission hat ebenfalls heute die Kampagne zum 30-jährigen Bestehen des Programms gestartet.

Jyrki Katainen, Vizepräsident der Kommission und ehemaliger Erasmus-Studierender an der Universität Leicester (Vereinigtes Königreich), erklärte: „Durch Bildung erwerben wir die Kenntnisse, Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es uns ermöglichen, unser Potenzial voll auszuschöpfen und unsere Chancen zu nutzen. Mobilität erweitert unseren Horizont und stärkt unser Selbstbewusstsein. Erasmus kann beides bieten. Als ehemaliger Erasmus-Studierender kann ich dies aus meiner persönlichen Erfahrung heraus bestätigen. Ich rufe alle Studierenden und insbesondere auch Lehrkräfte, Ausbilder, Jugendbetreuer und Auszubildende dazu auf, die Möglichkeiten, die Erasmus+ ihnen bietet, zu nutzen.“

Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, ergänzte: „Seit mittlerweile drei Jahrzehnten eröffnet Erasmus jungen Menschen große Chancen, hilft ihnen dabei, wichtige Fähigkeiten wie soziale und interkulturelle Kompetenz zu entwickeln, und fördert bürgerschaftliches Engagement. Das Programm verbindet Menschen miteinander, unterstützt ihre Zusammenarbeit und versetzt so unsere Jugend in die Lage, eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Genau diese Solidarität braucht Europa – heute mehr denn je. Ich möchte dafür sorgen, dass mit Erasmus+ künftig noch mehr Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund gefördert werden.“

Jahresbericht 2015

2015 wurde das Spektrum von Erasmus+ noch ausgeweitet: Erstmals konnten Hochschuleinrichtungen mehr als 28 000 Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Länder außerhalb Europas entsenden oder aus diesen Ländern aufnehmen. Frankreich, Deutschland und Spanien entsenden weiterhin die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer; bei den Empfängerländern stehen Spanien, Deutschland und das Vereinigte Königreich an der Spitze. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden belegen, dass sich ein Auslandsaufenthalt mit Erasmus+ lohnt: 94 Prozent geben an, dass sie ihre Kompetenzen steigern konnten, und 80 Prozent sind der Auffassung, dass sich ihre beruflichen Perspektiven verbessert haben. Ein Drittel der Erasmus-Studierenden, die Praktika im Ausland absolvierten, erhielt vom aufnehmenden Unternehmen anschließend ein Stellenangebot.

Im Vergleich zu den Vorgängerprogrammen wurde bei Erasmus+ auch die Einbeziehung des Arbeitsmarktes gestärkt, Schüler können jetzt Praktika in Unternehmen und Organisationen im Ausland machen und damit Erfahrungen sammeln, die sie auf die Arbeitswelt vorbereiten.

Der typische Erasmus-Hochschulstipendiat war 2014/15 übrigens weiblich, 24,5 Jahre alt und verbrachte 5,3 Monate im Ausland.

Eine weitere wichtige Funktion von Erasmus+ ist die Förderung der sozialen Eingliederung. Dies gilt auch für neu angekommene Migranten und Flüchtlinge, deren Bildungsbedarf nun verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dem Jahresbericht 2015 zufolge wurden  zusätzlich 4 Mio. Euro bereitgestellt, damit die Online-Sprachhilfe in den kommenden drei Jahren von 100 000 Flüchtlingen genutzt werden kann. Auch der Bekämpfung der Radikalisierung im Rahmen von Erasmus+-Maßnahmen wird eine größere Priorität beigemessen.

Neu hinzugekommen ist die Finanzierung von Austauschmaßnahmen zwischen europäischen Hochschulen und Hochschulen aus der ganzen Welt. Im Rahmen dieser Aktion wurden über 28 000 Teilnehmer mit insgesamt 110 Mio. Euro gefördert. Im zweiten Laufzeitjahr von Erasmus+ richteten internationale Zusammenschlüsse von Hochschuleinrichtungen außerdem 32 gemeinsame Erasmus-Mundus-Masterstudiengänge ein; jeder dieser Studiengänge bietet von der EU finanzierte Stipendien für Studierende aus der ganzen Welt.

Erasmus-Austauschmaßnahmen stehen allen Menschen offen. Im Einklang mit dem Programmziel, Gerechtigkeit und Inklusion zu fördern, wurde denjenigen der Zugang erleichtert, die mit Hindernissen konfrontiert sind – aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage, einer Behinderung, des sozialen Status, der geografischen Abgelegenheit oder aus gesundheitlichen Gründen. Dies sind derzeit rund 10 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Austauschmaßnahmen. Personen, die gemäß nationalen Kriterien aus benachteiligten Verhältnissen kommen, erhalten eine zusätzliche Förderung von 100-200 Euro pro Monat. Derzeit werden über 39 000 benachteiligten Studierenden solche Zusatzstipendien gezahlt.