„Globalisierung in die richtigen Bahnen lenken“

Juncker 300Vor dem Europäischen Rat  in Brüssel hat Kommissionspräsident Juncker sich am Donnerstag entschieden gegen „Isolationismus und Protektionismus“ gewandt. Die europäische Industrie sei wegen ihrer internationalen Vernetzung „von freiem, fairem und nachhaltigem internationalem Handel abhängig“, schrieb Juncker in einem Gastbeitrag für den Kölner Stadt-Anzeiger und eine Reihe weiterer europäischer Publikationen. „Ich bin aber kein naiver Verfechter des Freihandels. Wir müssen weiterhin unsere Zähne zeigen und gegen unfaire Handelspraktiken vorgehen, wie es zum Beispiel mit der Einführung von Antidumpingzöllen auf chinesischen Stahl, auf Mais aus Thailand oder Biodiesel aus den USA, Argentinien und Indonesien getan haben“, so Juncker.

 „Wenn die EU-Staats- und Regierungschefs heute in Brüssel zusammenkommen, dann werden sie genau prüfen, wie gut es Europas gelungen ist, Arbeitsplätzen und Wachstum zu schaffen sowie unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dabei spielt die europäische Industrie, auf die fast 20 Prozent der Bruttowertschöpfung und mehr als 15 Prozent der Arbeitsplätze entfallen, eine Schlüsselrolle.

Mein Vater war ein stolzer Stahlarbeiter. Wie in vielen anderen Orten Europas auch waren die Fabriken der Umgebung der Kitt, der unsere Gemeinschaft zusammenhielt. Sie waren der größte Arbeitgeber und der Motor der lokalen Wirtschaft.

Die Fabriken von heute sehen anders aus als diejenigen, die mein Vater kannte. Dennoch hat die europäische Industrie nichts an Bedeutung verloren. Unsere Unternehmen sind führend auf den globalen Märkten. Sie beschäftigen mehr als 50 Millionen Menschen in Europa. Zu ihnen zählen Innovatoren mit brillanten Ideen und Unternehmer, die neue Chancen erschließen“, schrieb Juncker weiter.

„Wir werden auch künftig Investitionen aus dem Ausland benötigen. Und deshalb müssen wir offen für Unternehmen bleiben und dafür sorgen, dass ausländische Märkte für die europäischen Unternehmen offen bleiben.“ 

Juncker verwies auch auf das von ihm in der vergangenen Woche vorgelegte Weißbuch zur Zukunft Europas, das mögliche Wege für ein gemeinsames Vorangehen der EU27 aufzeigt. „Ich hoffe, dass wir auf dieser Grundlage offen und ehrlich darüber diskutieren können, wie viel die EU tun kann und tun sollte, um die Industrie zu unterstützen und die Globalisierung in die richtigen Bahnen zu lenken, zum Beispiel in der Steuer-, Bildungs- oder Sozialpolitik.

Eines ist mir vollkommen klar: Ich sehe kein Szenario, in dem wirtschaftlicher Nationalismus mit der Idee von Europa oder mit dem Wohlstand seiner Bevölkerung vereinbar wäre. Ich glaube an ein Europa mit einer gemeinsamen, soliden Industriepolitik, die auch in schwierigen Zeiten erfolgreich ist. Diese Politik spielt eine zentrale Rolle in dem Europa, für das ich kämpfe. “