EUROPE DIRECT Aachen

Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben in der Plenarsitzung am 14. November in Straßburg den diesjährigen Gewinner des Lux-Filmpreises gekürt: Der Film „SÁMI BLOOD" der schwedischen Regisseurin Amanda Kernell erhält die begehrte Auszeichnung, die in diesem Jahr bereits zum elften Mal vom Europäischen Parlament verliehen wird.

Das Drama von Amanda Kernell spielt in den 1930er Jahren in Schweden. Es erzählt die Geschichte der 14-jährigen Elle Marja. Sie stammt aus der indigenen Volksgruppe der Samen und muss entsprechend der damaligen staatlichen Vorgaben ein Internat fernab der Eltern besuchen. Während Diskriminierung, Ausgrenzung und Misshandlung zu ihrem grausamen Alltag gehören, träumt Elle Marja von einem anderen Leben und lässt ihre Gemeinschaft hinter sich, um als Schwedin akzeptiert zu werden.

„Die Willensstärke der jungen Hauptdarstellerin, die ihr Leben als Sami hinter sich lässt und allein gegen Ungerechtigkeiten und Diskriminierung kämpfen muss, hat mich tief beeindruckt und sehr bewegt. Das Drama von Amanda Kernell ist in meinen Augen ein sehr kluger und differenzierter Kommentar zur Ausgrenzung einer ganzen Volksgruppe und einem lange negierten historischen Unrecht. Umso mehr freue ich mich, dass SÁMI BLOOD – auch Favorit des Aachener Publikums beim LUX-Filmfestival in der vergangenen Woche – die Film-Auszeichnung des Europäischen Parlaments in diesem Jahr erhält“, erklärt Sabine Verheyen, Mitglied des Europäischen Parlaments und Sprecherin im Ausschuss für Kultur und Bildung.

Die diesjährige Preisträgerin konnte sich im Finale gegen die Filme 120 BATTEMENTS PAR MINUTE (Robin Campillo), der eine Gruppe von Act-Up-Aktivisten beschreibt, die im Frankreich der frühen 90er Jahre für mehr gesellschaftliches Bewusstsein für HIV/AIDS-Erkrankungen kämpft und WESTERN (Valeska Grisebach), der die Themen der Wirtschaftsmigration und Integration beleuchtet, durchsetzen.

Hintergrund

Mit dem LUX-Filmpreis zeichnet das Europäische Parlament seit 2007 jährlich einen Film aus, der auf besondere Weise das europäische Publikum berührt und mit Blick auf die aktuellen sozialen und politischen Herausforderungen in Europa zum Nachdenken anregt. Eine 21-köpfige Fachjury wählt unter allen Teilnehmern zehn Filme für die offizielle Auswahl und schließlich drei Filme ins Finale des Wettbewerbs. Die drei Finalisten-Filme werden in allen 24 Amtssprachen der EU untertitelt und im Zuge der „LUX Film Days“ in den 28 EU-Mitgliedstaaten gezeigt. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments wählen schließlich den Gewinner des LUX-Filmpreises und zeichnen diesen im Rahmen einer Plenartagung in Straßburg aus. Der Film, der den LUX-Filmpreis erhält, wird auch für hör- und sehbehinderte Menschen produziert und beim internationalen Vertrieb unterstützt.

Auf Initiative der Aachener Europaabgeordneten Sabine Verheyen und in Zusammenarbeit mit dem CAPITOL Kino, der Stadt Aachen und der Karlspreisstiftung wurden erstmals in Aachen alle zehn Filme der offiziellen Auswahl für den LUX-Filmpreis gezeigt – ein Filmfestival, das in dieser Form in Europa einzigartig ist. Beim Finale durfte das interessierte Kinopublikum nicht nur mehr als sechs Stunden europäischen Film genießen, sondern auch sein qualifiziertes Votum abgeben.