Kein Weg zurück
Heute konnte im Rahmen der Vortragsreihe "Europa, wie weiter?" ein besonders hochkarätiger Referent begrüßt werden. Prof. Claus Offe, Professor für politische Soziologie der Hertie School of Governance in Berlin, gab sich die Ehre. Prof. Offe, dessen Publikationen in der Politikwissenschaft große Bedeutung haben, war von 1965 bis 1969 Assistent des welweit bekannten Sozialphilosophen Jürgen Habermas. Er lehrte u.a. an renommierten Universitäten wie Princeton, Harvard and Berkeley.
An diesem Abend sprach Prof. Offe vor 90 Gästen zum Thema "Europa in der Euro-Falle? Verlegte Rückwege, ungewisse Auswege". Seine zentrale These ist, dass die Einführung des Euro von Anfang an ein Fehler war. Der berühmten Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel "Scheitert der Euro, scheitert Europa" pflichtete Offe bei und betonte, dass die EU möglicherweise wegen des Euro scheitere.
Ein gemeinsamer Leitzins in einem so heterogenen Wirtschaftsraum könne nicht funktionieren, so der Soziologe. Der Fehler der Einführung des Euro könne allerdings nicht einfach so rückgängig gemacht werden, denn der daraus resultierende Produktions- und Beschäftigungsrückgang würde die Situation zusätzlich verschlimmern.
In der Öffentlichkeit fände zusätzlich eine Skandalisierung statt. Laut Offe, gibt es 5 Baustellen, die erfolgreich bearbeitet werden müssten, um ein Scheitern der Währungsunion zu verhindern. Erstens, müssten Banken selbst für den von ihnen verursachten Schaden aufkommen; zweitens, müsse eine Europäisierung der Sozialpolitik stattfinden; drittens, die Sicherung von Demokratie & Rechtstaatlichkeit in der Europäischen Union müsse gewährleistet sein; viertens, eine aufklärende Vermittlung müsse stattfinden, d.h. Bürger müssten mit den Tatsachen der Krise vertraut gemacht werden; und letzlich müsse die externe Handlungsfähigkeit der EU gestärkt werden.
Mit dieser Aussage, die auch eine Demokratisierung der EU voraussetzt, steht Prof. Offes These im Widerspruch zu der von Prof. Bach (Vortrag am Montag, dem 05.05. im Rahmen dieser Reihe), der glaubt, die EU funktioniere gerade, weil sie nicht demokratisch sei.
Auf die Frage, ob er an eine Rettung des Euro durch die europaweite Angleichung des Lohnniveaus glaube, sagte Offe, dass diese Lösung rechnerisch durchaus richtig, aber leider nicht realisierbar sei. Es gäbe zudem keine Alternative zu einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland, weil seine Pleite eine Kettenreaktion auslösen würde, der auch andere Staaten zum Opfer fallen würden.
Nächste Woche Montag um 19:00 Uhr setzt sich die Reihe "Europa, wie weiter?" mit einem Vortrag von Prof. Georg Vobruba fort - dieses Mal wieder im Super C.