Politisch oder finanzwirtschaftlich - was ist die EU?

Ist Europa ein politisches oder ein finanzwirtschaftliches Projekt? Welche Probleme hat der Euro und wie kann man damit umgehen? Spannende Fragen ziehen viel Publikum an.

16 03 02 Finanzwirtschaftliches Europa 300„Im Prinzip ist es einzigartig, was wir hier haben“, so beschreibt Ralf Welter, Dipl. Kaufmann, Lehrbeauftrager an der FH Aachen, den Euro-Währungsraum. Über nationale Grenzen hinweg eine Währung zu nutzen - das gibt es sonst nirgendwo. Mit der gefühlt immer noch neuen Währung und der Währungsreform Anfang der 2000er sind mittlerweile unzählige Probleme und große Krisen verbunden. Stimmen werden laut, die einen Austritt Deutschlands aus dem Euroraum fordern - innerhalb und außerhalb der deutschen Grenzen.

In einem energischen Vortrag mit dem Titel „Ist Europa noch ein politisches oder nur noch ein finanzwirtschaftliches Projekt?“ stellte Welter am Mittwoch, 02. März, seine Thesen zum Euroraum vor. Rund 50 Zuhörer jeglichen Alters hörten im Saal des Haus Löwenstein gebannt zu. Zu Beginn stellte Winfried Brömmel, Leiter des EUROPE DIRECT Büros Aachen, die Arbeit des Büros sowie den Referenten des Abends vor. In Kooperation mit anderen EUROPE DIRECT Büros hatte der Aachener Welter bereits Projekte gestaltet, in Aachen war dies die erste Kooperation mit einem EUROPE DIRECT Büro.

Welter spitzte, häufig von populären und in den Medien präsenten Ansichten abweichend, die wesentlichen Fragen zum Euro pointiert zu und kritisierte unterschiedliche Aspekte der Europolitik. Viele der heutigen Krisen seien auf Fehler zurückzuführen, die in der Entstehungszeit der gemeinsamen Währung gemacht worden seien. Man hätte einige dieser Fehler, so Welters Ansicht, schon damals erkennen können. Viele der Verantwortlichen, darunter auch Hans-Werner Sinn, sähen mittlerweile die Fehler und Fehlentscheidungen, die damals getroffen worden seien. Beispielsweise habe man bei der Frage, wer Teil der Währungsunion werden konnte, nur auf monetäre Kriterien geachtet, nicht aber realwirtschaftlich gedacht. Dies habe vielen Ländern ermöglicht, Teil der Eurozone zu werden, obwohl ihre Realwirtschaft dazu eigentlich zu schwach gewesen sei.

Schnell kamen Referent und Zuhörer ins Gespräch und diskutierten bis kurz nach 21.00 Uhr angeregt über die Thesen des Referenten. Schlussendlich war Welter aber – trotz aller Kritik am Euro – der Meinung, dass eine Rückkehr zu den Nationalwährungen das Schlimmste wäre, was man tun könnte, denn die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbrüche seien für die allermeisten Euro-Länder nicht zu verkraften – auch für Deutschland nicht.