Welcher Zusammenhang besteht zwischen modernen Massenmedien und Populismus? Diese Frage stellte sich Dr. Paula Diehl von der Humboldt-Universität in ihrem Vortrag im Rahmen der Reihe „Populismus und Extremismus in Europa“ am Dienstag, 07. Juni. 180 Zuschauer aller Altersgruppen lauschten gebannt Diehls Ausführungen zum Populismus und dessen Verbindungen zu den (modernen) Massenmedien.
Als äußerst interessant kristallisierte sich heraus, dass die Kommunikationstechniken, die der Populismus benutzt – unter anderem Komplexreduzierung, Tabubrüche und Dramatisierung – den Regeln der Massenmedien entsprechen. Das heißt: der Populismus schafft es, all die Regeln zu bedienen, nach denen Massenmedien funktionieren, ohne sich dafür ändern zu müssen.
Ebenso beleuchtete Diehl wie auch schon Prof. Frank Decker in seinem Beitrag vom 31. Mai, den Unterschied zwischen Populismus und Rechtspopulismus. Rechtspopulismus, so Diehl, sei eine Mischung aus Elementen des Populismus und Ideologemen des Rechtsextremismus. Ideologeme sind graduelle Phänomene einer Ideologie, ohne diese vollständig wiederzugeben. Rechtsextremistische Ideologeme wie beispielsweise die Vorstellung, dass es ethnisch-homogenes Volk existiere, die Ablehnung des pluralen Wertesystems sowie eine daraus resultierende Reduktion persönlicher und politischer Freiheiten. Ein wesentlicher Unterschied ist die Haltung des Rechtsextremismus zum politischen System: der Rechtspopulist, so Diehl, verstehe sich als Teil der politischen Mitte, die die (politischen) Eliten ablehnt, der Rechtsextremismus würde das politische System im Ganzen ablehnen.
Ein Problem der recht engen Verbindung von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus bestünde darin, dass Rechtsextremisten über den Weg des Rechtspopulismus ihre Ideologeme in die Mitte der Gesellschaft rücken könnten und dadurch an Einfluss gewinnen können. Gleichzeitig könne in der Mitte der Bevölkerung ein Gewöhnungseffekt eintreten. Aussagen, die vorher undenkbar waren, werden durch den Populismus salonfähig. Über den Rechtspopulismus finden so rechtsextreme Ansichten einen Platz in der Gesellschaft, ohne hinterfragt zu werden.
Diehl sieht im (Rechts)Populismus Gefahren für die Demokratie: es könne leicht zu einer Verschiebung des diskursiven Rahmens kommen, ein Gewöhnungseffekt bei eigentlichen Tabuthemen und Skandalen eintreten und etablierte Parteien würden in einem sich immer weiter drehenden Zyklus dem Rechtspopulismus nachgeben und rechtsextreme Ideologeme in ihre Politik aufnehmen.
Viel Diskussionsbedarf gab es im Anschluss, insbesondere wurde über die Rolle der Frau im Populismus diskutiert sowie die Frage der Verbindung von Massenmedien und Populismus auf den Prüfstand gestellt.
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