Mit einem spannenden Vortrag von Prof. Dr. Hans Vorländer, in dem der Professor von der TU Dresden insbesondere auf Teilnehmer, Hintergründe und Entwicklungen von Pegida einging, endete am 08.06.16 die Vortragsreihe "Populismus und Extremismus in Europa".
Nach der Begrüßung und einigen einführenden Worten von Prof. Dr. Friedrich Jaeger vom Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen schilderte Herr Vorländer den rund 110 Zuschauern zunächst die Entwicklung der Pegida-Demonstrationen in Dresden, die mit ca. 20 Teilnehmern begann und mittlerweile zu bestimmten Anlässen 15000-25000 Menschen mobilisieren kann und damit Ausmaße angenommen hat, die die Organisatoren zu Beginn selbst nicht erwartet hätten. Herr Vorländer und seine Mitarbeiter beschäftigen sich aktuell insbesondere mit dem Phänomen von Pegida und führten dazu zahlreiche Interviews mit Beteiligten durch, bei denen sie vor allem aufklären wollten, was für Menschen teilnehmen und aus welchem Grund sie dies tun. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen verglichen sie zudem ihre Erkenntnisse mit denen von vier weiteren Befragungen aus dem Jahr 2015.
Im Ergebnis zeigte sich, dass hauptsächlich Männer, die im Durchschnitt 46-47 Jahre alt sind und keine Religionszugehörigkeit angeben, sowie in der Regel Angestellte oder Arbeiter sind und einen relativ hohen Bildungsabschluss aufweisen, an den montäglichen Demonstrationen in Dresden teilnahmen. Als Grund für die Teilnahme gaben 71 % Unzufriedenheit mit der Politik, 34,5 % Kritik an Medien und Öffentlichkeit, 31,2 % Grundlegende Vorbehalte gegen Zuwanderer und Ausländer und 10,3 % Protest gegen religiös oder ideologisch motivierte Gewalt, an."Insgesamt zeigt sich, dass eine große Unzufriedenheit mit den Politikern und den Medien ursächlich sind", fasste Vorländer zusammen.
Er nennt Pegida eine "rechtspopulistische Empörungsbewegung", die sich durch eine Gegenüberstellung "wir hier - ihr dort" identifiziere. Erstens auf der einen Seite der einfache Bürger und auf der anderen Seite die Politik und die Medien, zweitens stellen sie das "deutsche Volk" den Flüchtlingen und Migranten gegenüber. Dabei betonte er auch, dass im Hintergrund immer noch die Unterscheidung zwischen West- und Ostdeutschland stehe.
Herr Vorländer zeigt sich besorgt über die Bedeutung von Pegida und ähnlichen Bewegungen für die Demokratie: "Diese Entwicklungen gefährden und verändern die Demokratie, wie wir sie kennen, weil das Vertrauen der Bürger, dass essentiell für eine funktionierende Demokratie ist, wird hier unmittelbar und ganz zentral in Frage gestellt."
Erschwerend komme hinzu, dass durch transnationale Regime wie die Europäische Union aus Sicht dieser Menschen der Überblick darüber, wo Politik und Entscheidungen stattfinden, verloren geht. Dies führe zu einer zunehmenden Entfremdung und Distanzierung.
Zum Abschluss der Veranstaltung nutzten die Zuschauer die Gelegenheit, Fragen an Herrn Vorländer zu stellen, bei denen es insbesondere um die Forderungen von Pegida, Auswirkungen der Demonstrationen und mögliche Problemlösungsansätze ging.
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