Der Brexit und die damit einhergehenden Konflikte beschäftigen Europa nun schon seit mehreren Jahren. Eines der schwierigsten Themen ist die nordirische Grenze und die Frage, wie damit in einer Welt nach dem Brexit umgegangen werden soll. Am 16. Februar diskutierten 52 Teilnehmende über die irische Grenzfrage mit Michael Dougan, Professor für Europarecht und Jean-Monnet-Lehrstuhl für EU-Recht an der Universität Liverpool. Der Vortrag wurde von den Europe Direct Zentren Dortmund und Aachen, den Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) im Ruhrgebiet und der Deutsch-Britischen Gesellschaft Dortmund in der Auslandsgesellschaft.de mitorganisiert. Geoff Tranter, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft, moderierte den Vortrag und die anschließende Frage- und Antwortrunde.
Der Nordirlandkonflikt und das Karfreitagsabkommen
Der Abend begann mit einem Überblick über den Konflikt durch Professor Dougan. Er begann mit sehr persönlichen Geschichten aus seiner Kindheit in Belfast und zeigte einige Fotos aus der Zeit der "Troubles" (wie sie in Irland genannt werden). Professor Dougan erzählte seinem Publikum, wie er sich als Kind während der Unruhen in einem Kleiderschrank verstecken musste.
Der gesamte Konflikt zwischen den Protestanten und den Katholiken wurde mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 deutlich entschärft. Die Protestanten, auch Unionisten genannt, erreichten ihr Ziel, im Vereinigten Königreich zu bleiben. Und die Katholiken, die Nationalisten waren und sich wieder der Republik Irland anschließen wollten, konnten weiterhin auf eine künftige Wiedervereinigung hoffen - aber in der Zwischenzeit die Vorteile einer offenen Grenze zur Republik genießen.
Die irische Grenze - eine unendliche Geschichte
Nordirland ist einer der Teile des Vereinigten Königreichs, die am stärksten vom Brexit betroffen sind. Die größte Herausforderung besteht darin, wie sich der Brexit auf die derzeitige offene Grenze zwischen Nordirland und der Republik auswirken könnte - und damit auch auf das Karfreitagsabkommen, denn die offene Grenze ist wichtig für die Aufrechterhaltung der konfessionsübergreifenden Unterstützung des Friedensprozesses sowie für die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Grenze für die gesamte irische Insel, ganz zu schweigen von den logistischen Herausforderungen, die mit der Überwachung und Durchsetzung einer so komplexen internationalen Grenze verbunden sind.
Nach seinem Vortrag wurden zahlreiche Fragen aus dem Publikum gestellt. Unter anderem wurde nach einer idealen Lösung für Nordirland gefragt. Nach Ansicht von Professor Dougan gibt es eine solche nicht. Alles, was getan werden könne, ist Schadensbegrenzung zu betreiben. Eine Mehrheit der Menschen in Nordirland wollte Teil der EU bleiben. Professor Dougan beendete seinen sehr persönlichen und informativen Vortrag mit den Worten: "Es geht nur um Schadensbegrenzung. Das ist eine deprimierende Botschaft. Aber wir müssen Kompromisse eingehen, und die sind nicht einfach.