Estland in der EU: kleines Land in unruhigen Zeiten

Nach vielen Jahren unter sowjetischer Herrschaft ist Estland seit 1991 unabhängig und eine parlamentarische Demokratie. Von den etwa 1,3 Millionen Estinnen und Esten gehört rund ein Viertel zur russischen Gemeinschaft des Landes. Seit 2004 ist das Land Mitglied der Europäischen Union. EUROPE DIRECT Aachen organisierte gemeinsam mit EUROPE DIRECT Kreis Gütersloh einen Diskussionsabend über Estland.

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23 03 14 EaD Estland Chor 300Als kulturelles Vorprogramm trat der Chor aCcanto im Grashaus auf und präsentierte mehrere estnische Volkslieder. Die Chorleiterin Elo Tammsalu-Schmitz erläuterte zudem die kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe der Lieder.

Nachdem Moderatorin Eva Johanna Onkels die rund 29 Gäste begrüßt hatte, stellten sich die beiden Gesprächsgäste Dr. Jane Õispuu und Dr. Eva-Clarita Pettai vor und gaben kurze Einblicke auf ihre Person.

Dr. Jane Õispuu, Leiterin des politischen Teams der Vertretung der Europäischen Kommission in Estland ist gebürtige Estin, studierte Politikwissenschaft an der Universität Tübingen und promovierte dort in europäischer Integration. Seit 2009 arbeitet sie bei der Europäischen Kommission, zunächst in verschiedenen Positionen im Generalsekretariat der Kommission in Brüssel, ab 2019 in der Kommissionsvertretung in Tallinn.

Dr. Eva-Clarita Pettai, Seminarleiterin am Akademiezentrum Sankelmark, studierte Politik und Geschichte zwischen Moskau, Berlin und Riga (Lettland). Ihre wissenschaftliche Laufbahn führte sie nach Hamburg, Valmiera (Lettland) und Lüneburg, für viele Jahre nach Estland und schließlich nach Jena.

23 03 14 EaD Estland Publikum 300Zunächst gab Jane Õispuu einen Überblick über Estland: Wo liegt Estland überhaupt? Was ist das Selbstverständnis der Esten? Wie ist es Estland nach seiner wiedererlangten Unabhängigkeit 1991 wirtschaftlich ergangen? Wie steht es um die Digitalisierung? 

Im zweiten Teil des Abends ging Eva-Clarita Pettai auf die Situation der russischen Minderheit und der Geschichtsaufarbeitung in Estland ein. 25% der Estinnen und Esten sind russischstämmig und konzentrieren sich auf den Nordosten des Landes. In diesen Landesteilen wird meist auch in der Schule Russisch gesprochen. Auch die Geschichtsaufarbeitung in Estland ist kompliziert: Auf einer Seite möchte man die Überreste der sowjetischen Okkupation loswerden, aber auf der anderen Seite möchte man auch nicht einen Teil der Geschichte des Landes ausblenden.

Nach den zwei kurzen Eingangsvorträgen begann die Diskussion, bei der die Zuschauer*innen sowohl in Präsenz als auch online Fragen an die Gesprächsgäste stellten. Gibt es von Seiten der anderen EU-Länder seit Beginn des russischen Angriffskrieges ein anderes Bild von den baltischen Ländern? Wie funktioniert die 'E-Residency'? Wie steht Estland zur europäsichen Migrationspolitik? Welche Einstellungen haben junge russischstämmige Estinnen und Esten? Gibt es viel russische Spionage in Estland?

Nach einer lebhaften Debatte über die Reaktion Estlands auf den Ukraine-Krieg und die Digitalisierung bedankte sich die Moderatorin bei den Gesprächsgästen und dem Publikum. Auch an dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Dr. Jane Õispuu und Dr. Eva-Clarita Pettai für den spannenden Austausch bedanken.