Die EU im Wandel: Neue Kräfte am Steuer?

Im Rahmen der Reihe 'Europa am Dienstag' nahmen am 08.04.2025 30 Teilnehmer*innen im Grashaus und weitere 20 online an einem Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema 'Die EU im Wandel' teil. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Institut français statt. Referiert hat Landry Charrier, Experte für deutsch-französische Beziehungen, moderiert wurde die Veranstaltung von Jochen Leyhe.

 

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25 04 08 EaD Wandel 2x300Der Refrent Landry Charrier ist für unterschiedliche Universitäten zum Thema deutsch-französische Beziehungen tätig. Beispielsweise arbeitet er an Projekten der Universität Sorbonne sowie an Hochschulen in Brüssel und Bonn. Zudem produziert er den Frankreich-Podcast mit dem Namen "Franko-viel". Moderiert wurde die Veranstaltung von Jochen Leyhe, Lehrer für Politik und Französisch aus Bonn.

Das Ende der transatlantischen Beziehungen verändere die Bedingungen für Europa, sagt Charrier. Diese Veränderungen seien eine Chance für die EU, näher zusammenzuarbeiten und Konflikte beizulegen. Allerdings sei die aktuelle deutsch-französische Partnerschaft fragil und verfüge über strukturelle Schwächen, die Charrier insbesondere auf Deutschlands zögerliche Haltung gegenüber französischen Initiativen zurückführt. Zu Beginn seiner Amtszeit startete Präsident Macron eine "Charme-Offensive" mit dem Bestreben, eine Allianz des Vertrauens mit Deutschland zu bilden, leider vergeblich. Kernkonflikte manifestierten sich in der unterschiedlichen Haltung zu gemeinsamen Schulden sowie in Deutschlands traditioneller transatlantischer Ausrichtung, die französischen Plänen für europäische Souveränität entgegensteht

Als Reaktion auf diese Blockaden wandte sich Frankreich anderen Allianzen zu und versuchte Beziehungsnetzwerke mit anderen europäischen Staaten wie den Niederlanden aufzubauen und die Mittelmeer-Union zu reaktivieren. Besonders kontrovers wirkte Macrons eigenmächtige Russland-Offensive, die im Widerspruch zum Aachener Vertrag stand. Weitere Spannungen entluden sich in Machtkämpfen beider Länder – etwa durch Scholz' umstrittenen Vorstoß zur Aufteilung des französischen UN-Sicherheitsratssitzes, der als diplomatische Konfrontation wahrgenommen wurde. Ob sich dies unter dem zukünftigen Kanzler Merz bessern wird, sei unklar, jedoch bestehe eine Chance, da die USA als verlässlicher Partner für die EU wegfallen.

Trotz verpasster Chancen bestünde nun die Möglichkeit, die deutsch-französische Freundschaft zu reaktivieren. Die beiden Länder haben eine starke Hebelkraft in der EU und sind richtungsweisend, weswegen es für die Zukunft der EU entscheidend sei, dass sie an einem Strang ziehen. Entscheidend werde sein, neben der Kernpartnerschaft auch Brücken zu Schlüsselstaaten wie Polen und nordischen Nationen zu schlagen, um europäische Handlungsfähigkeit zu wahren.