Im Rahmen des Erasmus+-Schüleraustauschs zwischen dem Bischöflichen Pius-Gymnasium und dem Gymnasium Knittelfeld aus Österreich besuchten 32 Schüler*innen am 4. April 2025 den Workshop zum Thema „Migration und Grenzen in Europa“. Ermöglicht wurde die Teilnahme durch die Kooperation mit EUROPE DIRECT Aachen.
Die Teilnehmenden arbeiteten in mehreren Gruppen an verschiedenen Aspekten von Migration und Integration:1. Gruppe: Integration im schulischen Alltag und darüber hinaus
Als Schwerpunkt erarbeiteten die Gruppenmitglieder konkrete Ideen zur Integration von neu angekommenen Schüler*innen: Sprachangebote wie Sprachpartnerschaften zwischen älteren und jüngeren Mitschüler*innen, die Einführung von Willkommens-AGs oder Projekttagen, sowie Sport als verbindendes Element – etwa durch gemeinsame Turniere.
Die Schüler*innen verwiesen in der Diskussion auch auf Schwierigkeiten bei der Integration: Vorurteile, Desinteresse sowie Ablehnung und Ghettobildung. „Ein Land verstehen heißt, seine Sprache verstehen“ wurde als Leitgedanke hervorgehoben.
2. Gruppe: „Neues Deutschland“ – Asylrecht in Deutschland und der EU
In der zweiten Gruppe beschäftigten sich die Schüler*innen mit dem Thema Asyl in der EU. Dazu setzten sie sich mit dem Bilderbuch „Neues Deutschland“ auseinander. Ein eindrucksvolles Bild zeigte eine schwarze Person, getragen von vielen weißen Händen als Symbol für Solidarität, aber auch Abhängigkeit. In der Diskussion wurde das Asylrecht in Deutschland und der EU aufgegriffen. Beispielsweise sprachen die Teilnehmenden über die zahlreichen Flüchtlingsströme in die EU, vor allem nach 2015, die zu einer gesellschaftlichen Debatte und zu einer zunehmenden Polarisierung in der Politik geführt haben – von Willkommenskultur bis hin zu Abschottungstendenzen.
3. Gruppe: „Reisepass“
Diese Gruppe beschäftigte sich mit rechtlichen Grundlagen der Migration. Der Reisepass als Nachweis der Staatsbürgerschaft, Visa-Regelungen und Aufenthaltsgenehmigungen waren zentrale Themen. Besonders auffällig: In Europa kann man mit einem Pass oft in über 150 Länder visafrei reisen – ein Privileg, das vielen Migrant*innen fehlt.
4. Gruppe: „Melilla“ – Sehnsuchtsort vieler Asylsuchender
Die vierte Gruppe befasste sich mit einer Situation an der spanischen Enklave Melilla in Marokko, bei der Flüchtende versuchten, Grenzzäune zu überwinden, um in Spanien Asyl zu beantragen. Diskutiert wurden Hoffnung, aber auch die Risiken der Flucht – insbesondere per Boot. Die Gruppe beleuchtete den Widerspruch zwischen dem Wohlstand innerhalb Europas und der Armut vieler Geflüchteter, die sich auf den Weg dorthin machen.
5. Gruppe: „Lebensretter“
Diese Gruppe stellte eine fiktive Gerichtsverhandlung nach, bei der sieben tunesische Fischer Menschen aus Seenot retteten, aber wegen des Verdachts auf Schlepperei verhaftet wurden. Die Diskussion zeigte das Spannungsfeld zwischen moralischer Verantwortung und gesetzlicher Verpflichtung. Laut internationalem Seerecht ist Hilfe bei Seenot Pflicht – dennoch verloren die Fischer ihre Fischereilizenzen. Die Frage blieb offen: Wie kann die Rechtsprechung humanitäre Hilfe ermöglichen, ohne Missbrauch zu fördern?
6. Gruppe: „Fluchtrouten“
Die letzte Gruppe widmete sich den teils lebensgefährlichen Wegen, die viele Flüchtlinge auf sich nehmen. Themen waren Hunger, Ausbeutung durch Schlepper, Schmiergeldzahlungen an Behörden und das immense Geschäft, welches mit der Not von Menschen gemacht wird.
Der Workshop bot den Schüler*innen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Europa. Dabei wurden sowohl politische, rechtliche als auch menschliche Aspekte beleuchtet. Die Kombination aus Diskussion, Fallbeispielen, historischen Hintergründen und kreativer Auseinandersetzung ermöglichte einen tiefen Einblick in die komplexe Realität von Migration.
Trotz aller Unterschiede verband die Teilnehmenden ein gemeinsames Ziel: Verständnis schaffen, Vorurteile abbauen und neue Ideen für ein solidarisches Europa entwickeln.
- Pius Gymnasium Aachen
- Gymnasium Knittelfeld
- Informationen und Angebote von EUROPE DIRECT Aachen für Schulen: www.europa-lernen.de