KWI Essen startet "Praxis Europa"

EU Flagge hinter Weltkugel 300Viel hat sich seit Gründung der Montanunion geändert. Es lässt sich kaum abstreiten, dass diese und ihre Nachfolger bis hin zur Europäischen Union das Leben von Millionen von Menschen geprägt haben und viele Errungenschaften der EU heute für junge (und alte) Menschen in Europa selbstverständlich geworden sind.

Reisefreiheit, Arbeitnehmerfreizügigkeit, der Wegfall der Zollgrenzen sind nur einige wenige Beispiele. Aber: es ist nicht mehr der politische Narrativ der Gründergeneration, der die EU zusammenhält, sondern vielmehr "die Tatsache, dass Europa längst eine (bewusste oder unbewusste) Dimension von Lebensentwürfen geworden ist", so das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) Essen.
Im Rahmen der Thementage "Erfindung Europa" stellte Claus Leggewie, Leiter des KWI, am 17. Februar die neue Initiative des KWI, Praxis Europa, vor.

In Zeiten des grassierenden Populismus, der Idee starker Nationalstaaten und dem Vorpreschen autoritärer Nationalisten muss sich Europa fragen: wie machen wir weiter? Welche Strategien können angewandt werden, diesen Entwicklungen, die massive Auswirkungen auf vor allem die Menschen hat, die mit einem geeinigten Europa aufgewachsen sind, aufzuhalten?

Praxis Europa ist ein Zusammenschluss verschiedener Menschen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Kultur und Wirtschaft die sich diesen und weiteren Fragen und Problemen stellen wollen.
Die Revitalisierung Europas steht im Mittelpunkt. Dafür hat sich die Initiative selbst sechs Praxisfelder gesetzt. In diesen geht es um eine bürgerschaftliche Erneuerung der EU oder um die Auseinandersetzung damit, wie man Europa sozialer und gerechter gestalten kann. Die Themenfelder im Detail sind:

  1. Transnationale Demokratie: Erneuerung der EU auf bürgerschaftlicher Ebene
  2. Neuer europäischer Gesellschaftsvertrag: Neudenken der EU abseits vom neoliberalen Wirtschaftsverständnis
  3. Das kosmopolitische Europa: Konvivalität und Solidarität zwischen neuen und alten EU-Staaten
  4. Globale Kooperation: Auseinandersetzung mit "globalen Menschheitsaufgaben", insbesondere dem Klimawandel
  5. Digitale Agenda à l'européenne: Vorschläge für eine menschenfreundliche und sozialverträgliche Digitalisierung
  6. Erasmus II: kosmopolitische Bildungsmöglichkeiten in Schule, Hochschule, Beruf und Alltag

In allen sechs Bereichen legt Praxis Europa einen besonderen Schwerpunkt auf die Bürger, auf ein soziales Europa, auf Solidarität, ein Handeln im Sinne globaler Menschheitsaufgaben und auch das Zusammenkommen der Bürger in Europa.

Praxis Europa ist kein Aktionsbündnis, sondern arbeitet an verschiedenen europäischen Orten in verschiedenen Formen als "Europa-Salon" oder Ideenschmiede, es soll ein Denk-Raum sein.

Praxis Europa möchte jährlich eine Konferenz abhalten, die erste soll vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Salzburg stattfinden.