Köhler fordert bürgernahe Europapolitik

Festakt zu 60 Jahren Internationaler Karlspreis

Bundespräsident Horst Köhler hat die Regierungen der EU-Staaten zu einer bürgernahen Europapolitik aufgerufen. Beim Festakt zum 60. Jahrestag der Karlspreis-Proklamation sagte Köhler am Sonntag im Krönungssaal des historischen Aachener Rathauses, die europäische Politik solle "aufwachen und sich auf Prioritäten besinnen".
Der Kontinent müsse "entschlossen und wirksam mitarbeiten an den großen Menschheitsaufgaben". Bisher beschäftige sich Europa "zu stark mit Nebensächlichkeiten", kritisierte der Bundespräsident.

Köhler lobte die "Idee eines Europas der Bürger", das der Karlspreis seit 60 Jahren propagiere. Nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags müsse diesen Bürgern gezeigt werden, dass Europa ihnen diene: "Zu oft erleben sie heute das institutionelle Europa vor allem als Ärgernis."

Der Karlspreis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Erster Preisträger war 1950 der Begründer der Paneuropa-Idee, Richard Graf Coudenhove-Kalergi. Später bekamen den Karlspreis auch der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954), der damalige US-Präsident Bill Clinton (2000) und als neue europäische Währung der Euro (2002). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhielt im vergangenen Jahr als vierte Frau den renommierten Preis. Preisträger dieses Jahres ist der italienische Historiker Andrea Riccardi.

Das ausdrückliche Lob von Horst Köhler galt der Gründung des Jugendkarlspreises, was aber leider nichts an der Tatsache ändere, dass dem eigentlichen Karlspreis die Beteiligung junger Menschen fehle.