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EU-Kommission fördert umfassenden Ansatz bei psychischer Gesundheit

Die Europäische Kommission fördert mit 20 Leitinitiativen und finanzieller Unterstützung in Höhe von 1,23 Milliarden Euro eine umfassende Herangehensweise an den Bereich der psychischen Gesundheit. Schon vor der Corona-Pandemie litten rund 84 Millionen Menschen in der EU unter psychischen Gesundheitsproblemen. Diese Zahl ist seitdem weiter gestiegen. „Heute tun wir einen großen Schritt zur Förderung der psychischen Gesundheit in Europa – für die Schwächsten, einschließlich der aus der Ukraine flüchtenden Menschen und Kinder. Kinder, die entsetzliche Erlebnisse verarbeiten müssen,“ sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Unsere europäische Herangehensweise – die erste ihrer Art – stellt die psychische Gesundheit auf eine Stufe mit der körperlichen. Darin findet sich alles, was wir tun, damit diejenigen, die Unterstützung brauchen, sie auch bekommen und sich leisten können.“

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides fügte hinzu: „Wir müssen Stigmatisierung und Diskriminierung aufbrechen, damit Menschen in Not die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Es ist okay, nicht okay zu sein, und es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass alle, die Hilfe brauchen, diese auch bekommen.“ Der für Beschäftigung und soziale Rechte zuständige EU-Kommissar Nicolas Schmit sagte: „Etwa die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Europa sind der Meinung, dass Stress an ihrem Arbeitsplatz häufig vorkommt, und er trägt zu etwa der Hälfte aller Fehltage bei. Höchste Zeit, dass wir diese Sache frontal angehen – zum Besten der arbeitenden Menschen, aber auch unserer Wirtschaft.“

Neuer sektorübergreifender Ansatz

Diese Herangehensweise ist ein erster und wichtiger Schritt, um die psychische Gesundheit auf eine Stufe mit der körperlichen zu stellen und psychische Gesundheitsprobleme in einem neuen, sektorübergreifenden Ansatz anzugehen. Schon vor der Corona-Pandemie hatte 1 von 6 Menschen in der EU psychische Gesundheitsprobleme, und die Lage hat sich durch die Krisen der letzten Jahre weiter verschlimmert. Die Kosten für das Nichtstun sind mit 600 Milliarden Euro pro Jahr erheblich.

Die psychische Gesundheit ist wichtig:
Schlüsselelemente für die Bekämpfung psychischer Erkrankungen

Vor dem Hintergrund großer technologischer, ökologischer und gesellschaftlicher Veränderungen, die die Fähigkeit der Menschen beeinflussen, mit ihrem Leben klarzukommen, konzentrieren sich die EU-Maßnahmen im Bereich der psychischen Gesundheit auf drei Leitprinzipien:

  1. angemessene und wirkungsvolle Prävention,
  2. Zugang zu hochwertiger und bezahlbarer psychischer Gesundheitsversorgung und Behandlung sowie
  3. Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach der Genesung.

Diese umfassende Herangehensweise nimmt die psychische Gesundheit in Bezug auf alle Politikfelder in den Blick, um die vielseitigen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen zu erkennen. Diesem Ansatz folgend werden konkrete Maßnahmen ein breites Spektrum von Politikfeldern abdecken und Anstrengungen in folgenden Bereichen umfassen:

  • Förderung einer guten psychischen Gesundheit durch Prävention und Früherkennung, darunter eine europäische Initiative zur Depressions- und Suizidprävention, ein europäischer Kodex für psychische Gesundheit und verstärkte Forschung zur Hirngesundheit.
  • Investitionen in Ausbildung und Kapazitätsaufbau, um der psychischen Gesundheit in allen Politikfeldern mehr Gewicht zu verleihen und den Zugang zu Behandlung und Betreuung zu verbessern. Die Maßnahmen werden Schulungs- und Austauschprogramme für Fachkräfte sowie technische Unterstützung für Reformen im Bereich der psychischen Gesundheit auf der nationalen Ebene umfassen.
  • Sicherstellung einer guten psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz durch Sensibilisierung und verbesserte Prävention. Dies wird beispielsweise durch EU-weite Sensibilisierungskampagnen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) und eine mögliche zukünftige EU-Initiative zu psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz erfolgen.
  • Schutz für Kinder und Jugendliche in ihrer fragilsten und prägendsten Lebensphase vor dem Hintergrund steigenden Drucks und wachsender Herausforderungen. Zu den Maßnahmen gehören ein Netzwerk für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, ein Präventions-Instrumentarium für Kinder, mit dem Schlüsselfaktoren für die psychische und körperliche Gesundheit angesprochen werden, sowie besserer Schutz im Internet und in den sozialen Medien.
  • Hilfe für schutzbedürftige Gruppen durch gezielte Unterstützung für jene Menschen, die sie besonders nötig haben, wie ältere Menschen, Menschen in sozialen oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Migrant(inn)en bzw. Geflüchtete. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Bevölkerungen in oder aus Konfliktgebieten, namentlich Menschen (und insbesondere Kinder), die aus der Ukraine vertrieben wurden, und Kinder in der Ukraine, die durch den Krieg traumatisiert sind.
  • Vorbildfunktion auf der internationalen Ebene durch Sensibilisierung und das Angebot hochwertiger psychologischer Unterstützung in humanitären Notlagen.

Hintergrund

Die Pandemie hat die psychische Verfassung vor allem junger Menschen und von Menschen mit psychischen Vorerkrankungen zusätzlich belastet. Präsidentin Ursula von der Leyen forderte im September 2022 in ihrer Rede zur Lage der Union eine neue Initiative zur psychischen Gesundheit.

Die Initiative greift außerdem Aufforderungen durch das Europäische Parlament und einen Vorschlag der Bürgerinnen und Bürger im Zusammenhang mit der Konferenz zur Zukunft Europas auf. Untätigkeit beim Thema psychische Gesundheit fordert einen hohen Preis, und der dürfte im Gefolge der globalen Herausforderungen durch die gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Veränderungen, die zunehmende Digitalisierung, wirtschaftlichen Druck und radikale Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt weiter steigen. Die durch psychische Gesundheitsprobleme verursachten Gesamtkosten – einschließlich der Kosten für die Gesundheits- und Sozialkassen, aber auch infolge geringerer Beschäftigung und Arbeitsproduktivität – werden in allen EU-Ländern auf über 4 Prozent des BIP geschätzt, was mehr als 600 Milliarden Euro im Jahr entspricht.

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