Die Kommission will mit drei Initiativen die Einführung eines europäischen Hochschul-Abschlusses fördern. Bildungs-Kommissarin Iliana Ivanova erklärte, dass die Kommission damit auf die Bedürfnisse der Hochschulen, der Studierenden und deren künftigen Arbeitgebern reagiert. „Unsere Vision ist es, die europäische Hochschulbildung noch wettbewerbsfähiger und vernetzter zu machen. Und wir wollen Europas Platz im globalen Wettlauf um Talente sichern“. Das Konzept ebnet den Weg für ein neues gemeinsames Programm, das auf nationaler, regionaler oder institutioneller Ebene freiwillig und basierend auf europäisch vereinbarten Kriterien durchgeführt wird.
Paket aus Mitteilung und zwei Vorschlägen
Das Paket umfasst eine Mitteilung über ein Konzept für einen europäischen Hochschulabschluss und zwei Vorschläge für Empfehlungen des Rates zur Unterstützung des Hochschulsektors: zum einen zur Verbesserung der Qualitätssicherung und der automatischen Anerkennung von Qualifikationen in der Hochschulbildung, zum anderen zur Steigerung der Attraktivität und Nachhaltigkeit akademischer Laufbahnen.
Die drei Initiativen befassen sich mit den rechtlichen und administrativen Hindernissen für Partneruniversitäten, die wettbewerbliche gemeinsame Studiengänge auf Bachelor-, Master- oder Promotionsebene aufbauen. Die Vorschläge bauen auf der institutionellen Autonomie der Hochschulen und der akademischen Freiheit auf. Sie achten uneingeschränkt die Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten und der Regionalregierungen im Bereich der Hochschulbildung.
Konzept für einen europäischen Hochschulabschluss
Das Konzept für einen europäischen Hochschulabschluss ebnet den Weg für ein neues gemeinsames Programm, das auf freiwilliger Basis auf nationaler, regionaler oder institutioneller Ebene auf der Grundlage gemeinsamer, auf europäischer Ebene vereinbarter Kriterien durchgeführt wird. Ein solcher europäischer Hochschulabschluss würde den Verwaltungsaufwand verringern und es Hochschuleinrichtungen aus verschiedenen Ländern ermöglichen, nahtlos grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten und gemeinsame Programme aufzulegen.
In der Mitteilung wird ein konkreter Weg der Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten und dem Hochschulsektor im Hinblick auf die Schaffung eines automatisch in der gesamten EU anerkannten europäischen Abschlusses vorgeschlagen. Angesichts der Vielfalt der europäischen Hochschulsysteme in Europa schlägt die Kommission einen schrittweisen Ansatz für die Mitgliedstaaten in Richtung eines europäischen Hochschulabschlusses mit zwei möglichen Einstiegspunkten vor:
Ein vorbereitendes europäisches Siegel: ein Gütesiegel würde ein starkes europäisches Markenzeichen bieten. Es würden gemeinsame Studiengänge erhalten, die die vorgeschlagenen europäischen Kriterien erfüllen: die Studierenden erhalten zusammen mit ihrem gemeinsamen Abschluss eine europäische Abschlussbescheinigung.
Ein europäischer Hochschulabschluss: diese neue Qualifikation würde auf den gemeinsamen Kriterien beruhen und in den nationalen Rechtsvorschriften verankert sein. Sie würde entweder von mehreren Hochschulen aus verschiedenen Ländern oder möglicherweise von einer von diesen Hochschulen gegründeten europäischen Rechtsperson vergeben: Studierende erhalten einen „europäischen Abschluss“, der automatisch anerkannt wird.
Die Kommission wird die Mitgliedstaaten bei der Arbeit an einem europäischen Hochschulabschluss durch eine Reihe konkreter Maßnahmen erleichtern und unterstützen. Dazu gehört auch ein im Jahr 2025 durch das Programm Erasmus+ gefördertes Labor für europäische Studienabschlüsse. Es soll die Mitgliedstaaten und die Hochschulgemeinschaft dazu zu bewegen, Leitlinien für einen europäischen Abschluss zu entwickeln.
Im Jahr 2025 plant die Kommission, im Rahmen des Programms Erasmus+ „Projekte für europäische Studiengänge“ ins Leben zu rufen, um den Mitgliedstaaten zusammen mit ihren Akkreditierungs- und Qualitätssicherungsagenturen, Universitäten, Studierenden, Wirtschafts- und Sozialpartnern finanzielle Anreize zu bieten, sich am Weg zu einem europäischen Abschluss zu beteiligen.
Einfachere und bessere Qualitätssicherung und automatische Anerkennung von Hochschulabschlüssen
Im Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung des Rates über ein europäisches Qualitätssicherungssystem für die Hochschulbildung werden die Mitgliedstaaten und Hochschuleinrichtungen aufgefordert, ihre Qualitätssicherungsverfahren und -praktiken zu vereinfachen und zu verbessern. Dies sind notwendige Voraussetzungen für Rechenschaftspflicht und Vertrauen und für die Verbesserung der Leistungen der Hochschulen. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, damit Hochschuleinrichtungen die angebotenen Programme schneller an gesellschaftliche Bedürfnisse anpassen können.
Diese Empfehlung würde innovative pädagogische Angebote unterstützen und sicherstellen, dass Hochschuleinrichtungen länderübergreifende Programme aufstellen können, die in der gesamten EU qualitätsgesichert und automatisch anerkannt sind. Der europäische Abschluss wird von einer starken Qualitätssicherung und automatischen Anerkennung abhängen.
Gleiche Bewertung der unterschiedlichen Rollen des akademischen Personals
Die vorgeschlagene Empfehlung des Rates zu attraktiven und nachhaltigen Laufbahnen in der Hochschulbildung zielt darauf ab, dem Personal, das grenzüberschreitend in der Bildung und in innovativen Lehrmethoden tätig ist, die Anerkennung und Belohnung zu geben, die es verdient. Er enthält Empfehlungen, um sicherzustellen, dass die nationalen Hochschulsysteme die ungleiche Anerkennung der unterschiedlichen Rollen, die das Personal zusätzlich zur Forschung übernimmt, angehen, wie z. B. Lehre und Investitionen in die durchgängige Berücksichtigung der nachhaltigen Entwicklung. Ferner werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, transnationale Bildungsmaßnahmen zu fördern.
Nächste Schritte
Das Paket wird in den kommenden Monaten mit dem Rat der EU und wichtigen Akteuren im Hochschulbereich erörtert. Die Kommission fordert den Rat, die Mitgliedstaaten, Universitäten, Studierende sowie Wirtschafts- und Sozialpartner auf, gemeinsam darauf hinzuarbeiten, dass der europäische Abschluss Wirklichkeit wird.
Hintergrund
Im September 2020 wurde in der Mitteilung der Kommission über die Vollendung des europäischen Bildungsraums bis 2025 darauf hingewiesen, dass die Durchführung gemeinsamer Studienprogramme von Hochschulallianzen erleichtert werden muss. Er wurde im folgenden Jahr vom Rat gebilligt.
Das Paket wurde von Präsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union 2023 angekündigt und ist Teil des Arbeitsprogramms der Kommission für 2024. Das Konzept für einen europäischen Abschluss baut auf sechs Erasmus+ -Pilotprojekten auf, an denen mehr als 140 Hochschuleinrichtungen aus der gesamten EU beteiligt sind.
Weiterführende Informationen:
- Quelle: EU-Pressemitteilung
- Vollständige Pressemitteilung: Kommission stellt Pläne für einen europäischen Hochschulabschluss auf
- Spezielle Website zum Europäischen Hochschulabschluss
- Factsheet zum europäischen Hochschulabschluss
- Mitteilung der Kommission über die Vollendung des europäischen Bildungsraums bis 2025
- Kurzlink auf diesen Artikel: https://ogy.de/EU-Hochschulabschluss