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Neue Abgasnorm Euro-7: Saubere Luft und erschwingliche Autos

Was bedeutet der Vorschlag zur Euro-7 Norm, mit dem die EU-Kommission die Schadstoffemissionen von Fahrzeugen reduzieren will? Welche Kosten pro Fahrzeug sind zu erwarten und reicht die Zeit für die Umsetzung? In Deutschland zirkulieren teilweise irreführende und alarmistische Aussagen zum Vorschlag der Kommission. Die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland hat deshalb noch einmal alle Fakten zusammengetragen und geht in einem Fragen-Antworten-Katalog auch auf geäußerte Bedenken ein.

Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sollen in Zukunft sauberer werden. Dazu hat die EU-Kommission im November 2022 einen Vorschlag für Pkw, Transporter, Lkw und Busse vorgelegt, die Euro-7-Norm. Die zweite öffentliche Konsultation dazu endete am 9. Februar 2023. Die EU-Kommission schlägt einen planbaren und realistischen Weg zu schadstofffreien Fahrzeugen vor, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Umwelt zu schützen. Gleichzeitig soll Europas Automobilindustrie wettbewerbsfähig bleiben.

„Wir können keine Gesellschaft akzeptieren, in der die Belastung durch Luftverschmutzung allein in der EU-27 jährlich für mehr als 300 000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich ist“, sagte die für die Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager bei der Vorstellung des Vorschlags. „Die neuen Vorschriften werden uns helfen, sauberere Luft zu atmen und den Sektor grüner und widerstandsfähiger zu machen. Wir müssen an dem Ziel des europäischen Green Deal festhalten und weltweit Maßstäbe setzen.“ Der Straßenverkehr ist die größte Quelle der Luftverschmutzung in den Städten.

Weniger Schadstoffemissionen für bessere Luftqualität

Der Vorschlag wird zu einer besseren Luftqualität beitragen, vor allem in den Städten. Er regelt nicht nur die Emissionen aus dem Auspuff, sondern auch die Partikel aus Bremsen und Reifen, die bei Elektrofahrzeugen die größten Emissionsquellen darstellen. Die neue Euro-7-Norm wird damit auchangesichts des wachsenden Marktanteils von CO2-freien Fahrzeugen von großer Bedeutung bleiben. Und sie wird eine der größten Quellen für Mikroplastik in der Umwelt, nämlich die Emissionen aus Reifen, minimieren.

Bis 2035 werden die Euro-7-Vorschriften die NOx (Stickstoffoxide)-Emissionen von Pkw und Transportern im Vergleich zu Euro-6 um 35 Prozent und die von Bussen und Lkw im Vergleich zu Euro VI um 56 Prozent senken. Gleichzeitig werden die Partikelemissionen aus dem Auspuff um 13 Prozent bei Pkw und Transportern und um 39 Prozent bei Bussen und Lkw gesenkt, während die Partikelemissionen aus den Bremsen eines Pkw um 27 Prozent gesenkt werden.

Der Vorschlag regelt auch die Haltbarkeit der in den Fahrzeugen eingebauten Batterien, um das Vertrauen der Verbraucher in batteriebetriebene Elektrofahrzeuge zu stärken. Der Vorschlag stellt eine wesentliche Vereinfachung dar und ersetzt zwei bisher getrennte Emissionsvorschriften für leichte Nutzfahrzeuge (Pkw und Transporter) und schwere Nutzfahrzeuge (Lkw und Busse).

Der Euro-7-Vorschlag konzentriert sich auf reale Fahrbedingungen

Der Euro-7-Vorschlag konzentriert sich auf reale Fahrbedingungen, die die Situation in Städten besser widerspiegeln, z. B. kürzere Fahrten, die Teil des täglichen Pendlerverkehrs sind, aber definitiv nicht auf außergewöhnliche Fahrbedingungen.

Der Vorschlag lässt ausdrücklich weniger strenge Grenzwerte unter erweiterten Fahrbedingungen zu, z. B. in größeren Höhen, bei heißen Temperaturen oder beim Abschleppen, und schließt eine Kombination solcher Fahrbedingungen bei Emissionsprüfungen aus. Emissionsprüfungen sind nicht dazu gedacht, extreme Fahrbedingungen abzudecken, die nicht der realen Nutzung eines Fahrzeugs entsprechen.

Autos sollen erschwinglich bleiben: Preissteigerung unter 1 Prozent

Darüber hinaus ist sich die Kommission des Bedarfs an erschwinglichen und dennoch umweltfreundlichen Autos bewusst. Die Erschwinglichkeit von Autos wird durch den Vorschlag nicht beeinträchtigt, während die gesundheitlichen Vorteile erheblich sein werden.

Die Kosten pro Auto werden auf 90-150 € pro Fahrzeug geschätzt, d. h. auf weit weniger als 1 Prozent des durchschnittlichen Fahrzeugpreises in der EU, während der soziale Nutzen fünfmal höher sein wird.

Die Kosten für Busse und Lastkraftwagen werden voraussichtlich um etwa 2600 € höher sein, was etwa 3 Prozent der Kosten eines kleinen Lastkraftwagens, aber weniger als 1,6 Prozent der Kosten eines kleinen Busses entspricht. Laut der Folgenabschätzung der Kommission würde der Vorschlag keine kostspieligen Änderungen bei der Motorenentwicklung erfordern.

Die Kommission hat einen ehrgeizigen Zeitplan für die Einführung der Euro-7-Norm festgelegt, um der Dringlichkeit dieser neuen Normen Rechnung zu tragen und einen vorhersehbaren und realistischen Weg zu schadstofffreien Fahrzeugen zu schaffen. Der Vorschlag zielt darauf ab, die Gesundheit unserer Bürger und unsere Umwelt zu schützen und ein weiterhin reibungsloses Funktionieren des Binnenmarktes mit einer wettbewerbsfähigen Automobilindustrie zu gewährleisten.

Der Vorschlag ist ausgewogen und berücksichtigt den Stand der Technik bei den Emissionsminderungstechnologien. Er ist von entscheidender Bedeutung, um die Ziele des Europäischen Green Deal zu erreichen und gleichzeitig die Fahrzeuge für die Verbraucher erschwinglich zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu fördern.

Euro-7 ersetzt derzeitige Euro 6/VI-Normen

Der Vorschlag wird die derzeitigen Euro 6/VI-Normen ersetzen, die aus den Jahren 2007 (Euro 6) und 2009 (Euro VI) stammen. Euro 6 regelt dabei die zulässigen Emissionen von PKW und leichten Nutzfahrzeugen, Euro VI die Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen. Der neue Vorschlag ist technologie- und kraftstoffneutral und legt die gleichen Grenzwerte fest, unabhängig davon, ob das Fahrzeug mit Benzin, Diesel oder alternativen Kraftstoffen betrieben wird. Er berücksichtigt den Übergang zu CO2-freien Pkw und Kleintransportern und verschärft insbesondere die Emissionsnormen für Lastkraftwagen und Busse, bei denen der Übergang zu CO2-freien Fahrzeugen insgesamt länger als bis 2035 dauern wird.

Der Gesetzgebungsprozess: Mitgliedstaaten und Parlament am Zug

Die EU-Kommission hat bereits vor der Veröffentlichung ihres Vorschlags eine Sondierung und eine öffentliche Konsultatione durchgeführt. Die zweite öffentliche Konsultation endete am 9. Februar 2023. Alle Beiträge fließen in den Gesetzgebungsprozess ein.

Der Vorschlag muss nun vom Europäischen Parlament und vom Rat, in dem die Regierungen der Mitgliedsstaaten vertreten sind, erörtert und angenommen werden. Die neuen Vorschriften würden nach dem Vorschlag der Kommission ab 2025 für Pkw und Transporter, ab 2027 für Busse und Lkw und ab 2030 für Kleinserienhersteller gelten.

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