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Ursula von der Leyen bei der Karlspreisverleihung an Selenskyi und das ukrainische Volk

Kommissionspräsidentin von der Leyen bei Verleihung des Karlspreises an Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk: „Inspiration für uns alle“

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede zur Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen den diesjährigen Preisträger Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk gewürdigt. Ursula von der Leyen sagte: „Dank Präsident Selenskyj, dank der Menschen in der Ukraine, dank unseres Zusammenhalts ändert sich wieder das Gesicht Europas. Die Ukraine verkörpert all das, wofür die Europäische Idee steht: den Mut, zu seinen Überzeugungen zu stehen, den Kampf für Werte und Freiheit, das Ringen für Frieden und Einheit. Deshalb bin ich überzeugt, dass die Ukraine sich durchsetzt, dass sie den Frieden gewinnt, und dass ihr Traum von einem Platz in unserer europäischen Familie wahr werden wird.“

Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. In diesem Jahr wird er verliehen an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk.

Die Kommissionspräsidentin zitierte in ihrer Rede die Ansprache Präsident Selenskyjs zum Amtsantritt 2019, in der er sich mit folgenden Worten an die Menschen der Ukraine wandte: „Wir haben uns für den Weg nach Europa entschieden, aber Europa ist nicht irgendwo dort draußen. Europa ist hier [in unseren Köpfen], und wenn es einmal dort angekommen ist, wird es überall sein, in der gesamten Ukraine.“

Von der Leyen erinnerte in ihrer Rede an ihren ersten Besuch in Butscha: „Ich habe die Massengräber neben der Kirche gesehen, die dicht an dicht liegenden Leichensäcke. Die frühen grausamen Symbole von Putins Krieg. Ich werde niemals das Bild der unzähligen Kerzen vergessen: jede einzelne stand für einen Vater oder eine Mutter, einen Sohn oder eine Tochter, einen Bruder oder eine Schwester, ein Leben, das sinnlos ausgelöscht worden war. Das Gefühl der Menschen war Wut und Verzweiflung.

Aber da war auch ein fester Glaube. Der Glaube daran, dass die Ukraine sich wehrt und das Blatt sich wendet. Ich hatte mit Präsident Selenskyj in diesen frühen düsteren Tagen und Wochen oft am Telefon gesprochen. Ich kannte bereits seinen Mut und seine Entschlossenheit. Aber als ich an diesem Tag in Kiew in seine Augen blickte, war ich zutiefst berührt von der unerschütterlichen Standhaftigkeit, die er ausstrahlte. Präsident Selenskyj hat den unbedingten Glauben, dass diejenigen, die für etwas kämpfen, immer stärker sein werden als diejenigen, die anderen ihr Joch aufzuzwingen wollen.“

Die Kommissionspräsidentin sagte weiter: „Und genau deswegen, wegen Ihres Mutes und ihrer Widerstandskraft, Ihrer Opfer und Ihrer Werte, kann ich mir keinen würdigeren Träger dieses Karlspreises vorstellen als Präsident Selenskyj und die Menschen der Ukraine. Präsident Selenskyj und die Menschen der Ukraine kämpfen genau für die Werte und die Verpflichtung, die dieser Preis verkörpert. Und damit kämpfen sie zugleich für unsere Freiheit und unsere Werte. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und die Freiheit, sein eigenes Schicksal zu gestalten. Dafür kämpft die Ukraine.

Und genau das versucht Putin mit aller Gewalt auszulöschen. Putin zerstört das Friedenswerk, das wir seit Ende des Zweiten Weltkriegs und später nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gemeinsam aufgebaut haben. Putin will das Europa zerstören, das von Karlspreisträgern wie Gyula Horn und Vaclav Havel, François Mitterrand und Helmut Kohl und vielen anderen geschaffen wurde.“

Von der Leyen betonte: „Die Ukraine hat der Welt gezeigt, wie stark ihre Gesellschaft ist. Ihr unbändiger Freiheitswille, hat die Welt verblüfft. Ihre Gewissheit und Zielstrebigkeit, wenn es um ihren Platz in Europa geht, ist eine Inspiration für uns alle. Seit zehn Jahren haben die Menschen in der Ukraine immer wieder ihre Entschlossenheit auf ihrem Weg zur Europäischen Union bewiesen. Niemals können wir die Hingabe und den Mut der Menschen in der Ukraine aufwiegen. Aber wir können fest an Ihrer Seite stehen.

Ich spreche nicht nur über die vielen Milliarden an Unterstützung für die Ukraine, die harten Sanktionen gegen Russland, oder die modernen Waffen und die Munition, die wir der Ukraine zugesagt und geliefert haben. Ich spreche auch darüber, die Ukraine zu unterstützen auf ihrem Weg in unsere Union und sie auf die Zukunft vorzubereiten - obwohl der Krieg noch tobt.

Ich spreche aber auch über die zahllosen Europäerinnen und Europäer, die ihre Türen und Herzen für ukrainische Geflüchtete geöffnet haben. 4 Millionen Menschen, die wegen Putins Bomben ihre Heimat verlassen mussten, haben Zuflucht gefunden. Ich möchte den vielen Freiwilligen danken und meinen Respekt zollen – den Städten und Gemeinden, den Lehrkräften und Sportvereinen, die die ukrainischen Kinder so herzlich aufgenommen haben, und den zahllosen Unternehmen, die ihren Eltern Arbeitsplätze angeboten haben. Das ist Europa im besten Sinne.“

Abschließend sagte von der Leyen: „Mit dem heutigen Preis senden wir eine klare Botschaft: Wir stehen an Präsident Selenskyjs Seite. Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine. Wir stehen an ihrer Seite, bis wir gemeinsam das Unmögliche möglich gemacht haben.“

Weitere Informationen:

Vollständige Rede

Videomittschnitt der Rede

Internationaler Karlspreis zu Aachen

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